Das Griffbrett erfordert eine andere Denkweise als die Klaviertastatur. Mit der Lektüre dieser Lektionen wird sich Stück für Stück Deine Perspektive ändern. Dann gehen auf der Gitarre viele Dinge sogar wesentlich einfacher als auf dem Klavier!
Now lock your door ...and open your mind!...
Die weißen Klaviertasten ...auf dem Gitarren-Griffbrett
Auf den ersten Blick ist die Klaviertastatur klar und verständlich aufgebaut - das Gitarren-Griffbrett dagegen ein schwer zu durchschauendes Netz aus Saiten und Bünden.
Die weißen Tasten der Klavier-Tastatur repräsentieren die Töne der C-Dur Tonleiter.
Am Klavier sieht jede Oktave gleich aus. Wenn man die Töne in EINER Oktave benennen kann, kennt man sofort alle Töne auf der GANZEN Tastatur.
Auf der Gitarre muss (sollte) man ALLE Töne mit der Zeit AUSWENDIG LERNEN. Aber die Töne lassen sich leicht herleiten. Wo am Klavier eine schwarze Taste ist, lassen wir einfach einen Bund aus!
Drücke nun ein paar mal den Weiter-Button (Next) auf dem Griffbrett-Diagramm!
Statt auf einer Saite endlos weiter nach oben zu spielen...
Statt auf einer Saite endlos weiter nach oben zu spielen, kann man auch zur nächst höheren Saite wechseln.
Dazu ist es natürlich von Vorteil, wenn man weiß wie die Gitarre gestimmt ist. Hier haben wir von der tiefen E-Saite auf die A-Saite gewechselt.
Wo das C liegt, kannst Du Dir vielleicht gleich merken: auf der A-Saite am 3.Bund!
Anstatt auf der A-Saite weiter nach oben zu spielen (das geht natürlich auch!), wechseln wir hier auf die D-Saite.
Von E zu F geht es nur einen Bund weiter. Wir nennen es einen Halbtonschritt. Am Klavier liegt daher dort auch keine schwarze Taste.
Auf dem Klavier gibt es zwischen E und F sowie zwischen B (deutsch "H") und C keine schwarze Taste
...weil in der C-Dur Tonleiter dort die Halbtonschritte liegen!
Beim G können wir auch zur nächsten Saite, der G-Saite wechseln.
Das B ("H") liegt am 4. Bund. Und der nächste Ton C liegt jetzt wo???
Richtig - nur einen Bund weiter, weil hier ja der nächste Halbtonschritt liegt!
Und vom C zum D jetzt wieder ein Ganztonschritt.
Die nächste Saite ist die B("H")-Saite.
Vorher war das B ("H") auf der G-Saite am 4. Bund. Die vorigen Male haben wir immer erst beim 5. Bund auf die nächste Saite gewechselt. Hier ist also etwas anders: der Abstand zwischen G- und B("H")-Saite ist geringer. Dazu aber später mehr...
Das C am 1. Bund auf der B("H")-Saite kannst Du Dir auch gleich wieder merken!
Zwischen E und F liegt wieder ein Halbtonschritt.
Die Dur-Tonleiter besteht aus Ganztonschritten und Halbtonschritten!
Auf der hohen E-Saite sieht alles wieder gleich aus wie auf der tiefen E-Saite.
...und hier nochmal alle diese Töne bis zum 7. Bund im Überblick!
Unser Ton-System besteht aus Halbtonschritten und Ganztonschritten.
Man nennt es auch Diatonisches System oder einfach Diatonik.
Standard Gitarrenstimmung E A D G B* E
Beginnen wir mit der leeren, unteren E-Saite.
- "Leer" (bzw. "offen"), weil wir mit der linken Hand keinen Finger auf das Griffbrett setzen müssen und die Saite frei in voller Länge schwingt.
- "Untere" E-Saite = tiefe E-Saite, weil sie den tiefsten Ton produziert
...optisch/räumlich liegt sie ja (normalerweise) oben, aber das zählt hier nicht.
Drücke nun den Weiter-Button (Next) auf dem Griffbrett-Diagramm.
Im Abstand von vier weißen Tasten (hier erste und letzte Taste mitgezählt) vom E am Klavier liegt der Ton A.
Auf der Gitarre müssen wir für das A auf der tiefen E-Saite am 5. Bund greifen (E liegt ja quasi am Bund null!), weil wir für die zwei schwarzen Tasten am Klavier ja jeweils einen Bund auslassen müssen.
Das A ist ist aber auch der Ton, in dem die nächste Saite gestimmt ist.
Das Intervall zwischen E und A nennt sich eine "reine Quarte", oder kurz einfach "Quarte" (lateinisch quartus = der Vierte).
Und so stimmst Du die Gitarre, wenn Du kein Stimmgerät parat hast:
- Auf der tiefen E-Saite greifst Du am 5. Bund und schlägst die tiefe E-Saite an: Du hörst ein A.
- Nun schlägst Du auch die leere A Saite an und vergleichst die Töne.
- An der Mechanik für die A-Saite korrigierst Du die Tonhöhe, bis beide Töne gleich gestimmt klingen.
Die D-Saite erklingt wiederum eine Quarte höher als die A-Saite.
- Auf der A-Saite greifst Du das D am 5. Bund.
- Du schlägst das gegriffene D und die leere D Saite nacheinander an (lässt sie gleichzeitig etwas nachklingen) und vergleichst die Töne.
- An der Mechanik für die D-Saite korrigierst Du die Tonhöhe, bis beide Töne gleich gestimmt klingen.
Der Ton G der nächsten Saite liegt wiederum eine Quarte über der dem D.
- Auf der D-Saite greifst Du das G am 5. Bund.
- Du schlägst das gegriffene G und die leere G Saite nacheinander an (lässt sie gleichzeitig etwas nachklingen) und vergleichst die Töne.
- An der Mechanik für die G-Saite korrigierst Du die Tonhöhe, bis beide Töne gleich gestimmt klingen.
Achtung!!!
Der Ton B (deutsch "H") der nächsten Saite liegt eine große Terz über der dem G.
- Auf der G-Saite greifst Du das B ("H") nun am 4ten(!!!) Bund.
- Du schlägst das gegriffene B und die leere B Saite nacheinander an und vergleichst die Töne.
- An der Mechanik für die B-Saite ("H-Saite") korrigierst Du die Tonhöhe, bis beide Töne gleich gestimmt klingen.
Das Intervall zwischen G und B
ist eine "große Terz"
(lateinisch tertius = der Dritte).
Danach ist wieder alles beim Alten und das E der hohen E-Saite liegt wieder eine Quarte über der dem B.
- Auf der B-Saite greifst Du das E am 5. Bund.
- Du schlägst das gegriffene E und die leere hohe E Saite nacheinander an und vergleichst die Töne.
- An der Mechanik für die hohe E-Saite korrigierst Du die Tonhöhe, bis beide Töne gleich gestimmt klingen.
Voila! Die Gitarre is gestimmt!
Oder doch noch nicht ganz? Dann einfach nochmal durchstimmen. Auch das Stimmen will geübt werden!
Übrigens gibt es neben der Standard-Stimmung (engl. "standard tuning") auch alternative Stimmungen, so genannte "Open Tunings"
Sie sind besonders bei Akustik-Gitarristen beliebt, um bestimmte Sounds zu kreieren, z.B. mit sonst nicht spielbaren offenen Akkorden (Akkorde mit klingenden Leersaiten), zum Erzeugen bestimmter Flageolett-Töne oder bei Verwendung eines Bottlenecks.
Akkordsymbole vom Notenblatt lesen wird dagegen mit Open Tunings kaum jemand. Meistens schreibt man dafür in der Tabulatur-Notation ("Tabs"). Daher konzentrieren wir uns hier auf Oolimo ganz auf das Standard Tuning. Im Chord-Analyzer kannst Du selbst aber Open-Tunings verwenden.
Alle Saiten sind im Interval einer Quarte gestimmt, außer die "H"-Saite.
Diese ist nur eine große Terz von der G-Saite entfernt.
* deutsch "H" und "B" entsprechen dem englischen B ("B natural") und Bb ("B flat").
Wir schreiben immer die englische Variante, d.h. wir sagen "H" und schreiben B, wir sagen "B" und schreiben Bb.
C-Dur Tonleiter innerhalb einer Oktave
Jetzt wird geübt!
Hier gibt es vier Varianten, die C-Dur Tonleiter innerhalb einer Oktave (also von einem C bis zum nächsten C) zu spielen.
Das ist eine derart wichtige Basis, dass Du diese Tonleitern am besten mehrmals täglich jeweils ein paar Minuten lang gleichmäßig rauf und runter spielst: nach dem Aufstehen, vor dem Schlafen gehen, vor/nach dem Essen, beim Fernsehen, im Gartensessel, ...nein, beim Duschen nicht und in der Sauna besser auch nicht!
Am besten singst Du die Namen der Töne mit, um sie Dir einzuprägen (besonders wenn Du die Tonleiter rückwärts spielst!)
Mit dem Info-Button ⓘ kannst Du hier auch den Fingersatz einblenden.
Wenn Du mit Dem C auf der tiefen E-Saite beginnst, ist die Struktur auf dem Griffbrett im Wesentlichen die gleiche wie vorher.
Lediglich die Töne B und C sind hier um einen Bund verrutscht*. Eigentlich sind sie hier angeordnet wie erwartet (drei Bünde zurück beim Sprung auf die nächste Saite bilden einen Ganztonschritt nach oben), vorher waren B und C einen Bund höher, weil die B("H")-Saite ja nur eine große Terz höher als die G-Saite gestimmt ist.
*) In Teil III dieser Serie wird dieses Verrutschen dann nochmal in allen Facetten und sogar mit animierten Akkorddiagrammen gezeigt!
Diese Variante solltest Du Dir besonders gut einprägen und üben!.
Hier wieder die fast gleiche Struktur wie vorher. Die Verschiebung innerhalb der Struktur sind wieder der unterschiedlichen Stimmung zwischen G- und "H"-Saite geschuldet.
C und E liegen jetzt genau am gleichen Bund auf G und B("H")-Saite. Das E liegt eine großen Terz über dem C, denn schließlich sind die beiden Saiten G und B("H") ja im Abstand einer großen Terz gestimmt!
C-Dur Tonleiter in drei Lagen/Positionen
...über alle Saiten gespielt. Empfehlung zum Üben:
- bei irgend einem C beginnen
- dann in beide Richtungen (auch mal rückwärts anfangen!!!) bis zum letzen/ersten Ton spielen.
- nach ein paar mal wieder bei einem C aufhören
So prägen wir uns die Lage der Grundtöne (hier eben C) der Dur-Tonleiter auf dem Griffbrett ein und schulen unser Gehör am besten!
...hier nochmal das Gleiche ohne die vorher zur besseren Orientierung zusätzlich angezeigten Töne.
Wie geht es weiter?
In Das Griffbrett Verstehen - Teil II befassen wir uns mit den schwarzen Tasten am Klavier, also mit Tönen und Tonleitern mit Kreuz- bzw. b-Vorzeichen (# bzw. b). Dabei erfährst Du auch, was es mit dem Begriff der enharmonschen Verwechslung genau auf sich hat.
Während Du hier gesehen hast, dass sich Strukturen leicht verändern, wenn man sie auf anderen Saiten spielt, wirst Du sehen, dass es ganz leicht geht, Strukturen (Akkorde, Tonleitern, Melodien) horizontal entlang des Griffbretts zu verschieben, um sie in eine andere Tonart zu transponieren. Hier kommt bereits ein großer Vorteil des Gitarren-Griffbretts zum Vorschein - wenn das doch auf dem Klavier so einfach ginge...