In Das Griffbrett Verstehen - Teil I haben wir unser Tonsystem beleuchtet: es basiert auf den Tönen der C-Dur Tonleiter, aus Ganztonschritten und Halbtonschritten. Töne, die nicht zur C-Dur Tonleiter gehören, leiten wir nun (in dieser Lektion!) mit Vorzeichen # ("Kreuz") und b von ersteren ab...
Wir haben verstanden, dass alle Saiten im gleichen Abstand voneinander gestimmt sind - bis auf den Abstand zwische G-Saite und "H"-Saite. Wir sagen im Deutschen "H", schreiben immer international/englisch ein B !!!
Alle Saiten sind im Interval einer Quarte gestimmt, außer die "H"-Saite.
Diese ist nur eine große Terz von der G-Saite entfernt.
Das hat Auswirkungen, wenn wir Strukturen auf dem Griffbrett vertikal verschieben, also das Gleiche auf höhere oder tiefere Saiten übertragen. Strukturen horzontal entlang des Griffbretts zu verschieben ist einfacher - sie bleiben komplett gleich. Bei den Tönen kommen aber jetzt die Vorzeichen ins Spiel...
Die schwarzen Klaviertasten
E und F sowie B und C liegen nur einen Halbtonschritt auseinander. Somit gibt es keine schwarze Taste dazwischen.
Die schwarzen Klaviertasten repräsentieren die Halbtonschritte zwischen denjenigen Tönen der C-Dur Tonleiter, die einen Ganztonschritt auseinander liegen.
Sie können entweder abgeleitet vom darunter liegenden Ton (mit # erhöht) oder vom darüber liegenden Ton (mit b herabgesetzt) benannt sein.
Transponieren der Dur-Tonleiter auf der Gitarre
Mit dem ⓘ Button kannst Du in den Akkord-Diagrammen abwechselnd Notes und Intervals anzeigen lassen.
Die Kreuz-Tonarten (#)
Die Dur-Tonleiter ist in jeder Tonart gleich aufgebaut. Immer liegen die Halbtonschritte zwischen 3. und 4. sowie zwischen 7. und 8.(=1.) Ton.
Dargestellt ist die C-Dur Tonleiter (wie schon in der vorigen Lektion gezeigt).
Nun schieben wir das gezeigt Konstrukt mal eine Saite nach unten, so dass das G auf der tiefen E-Saite den Grundton bildet.
Drücke den Weiter (Next) Button...
Hier nun die G-Dur Tonleiter.
Da die Struktur, also die Folge von Ganz- und Halbtonschritten, in jeder Dur-Tonleiter gleich ist und die tiefen drei Saiten wie vorher auch im gleichen Abstand gestimmt sind, sieht die G-Dur Tonleiter hier optisch aus wie die C-Dur Tonleiter vorher, nur eben eine Saite tiefer.
Damit die Struktur gleich bleiben konnte, musste allerdings der Ton F um einen Halbtonschritt zu F# ("Fis") erhöht werden.
Die G-Dur Tonleiter hat 1 Kreuz-Vorzeichen. In ihr wird aus F ein F# ("Fis").
Weiter mit dem Weiter (Next) Button...
Nochmal zurück zur C-Dur Tonleiter. Als nächstes schieben wir diese 2 Bünde hinauf, so dass wir die D-Dur Tonleiter erhalten.
Drücke den Weiter (Next) Button...
Nun siehst Du die D-Dur Tonleiter.
Und ebenso siehst Du, wie es auf dem Klavier nun schon komplizierter aussieht, während die Struktur auf der Gitarre vollkommen gleich bleibt.
Damit aber die Struktur gleich bleiben konnte, mussten aber schon zwei Töne um einen Halbtonschritt erhöht werden.
Die D-Dur Tonleiter hat 2 Kreuz-Vorzeichen. In ihr wird aus F ein F# ("Fis") und aus C wird C# ("Cis").
Mit dem Weiter (Next) Button geht es wieder eine Saite nach unten und wir betrachten die A-Dur Tonleiter...
A-Dur!
Auf dem Klavier wird's schon zunehmend komplizierter, auf der Gitarre immer noch die gleiche Konstruktion.
Allerdings mussten hierf&uum;r schon drei Töne um einen Halbtonschritt erhöht werden.
Die A-Dur Tonleiter hat 3 Kreuze:
F#, C# und G#
Danach kämen noch E-Dur mit 4, B("H")-Dur mit 5 und F#-Dur mit 6 Kreuzen. Musst Du Dir hier und jetzt nicht merken ;-)
Die b-Tonarten
Hier die F-Dur Tonleiter.
Rein äußerlich alles beim Alten. Damit dem so ist, musste das B (deutsche wie immer "H" gesprochen) um einen Halbtonschritt zu Bb (im deutschen einfach "B" gesprochen) herabgesetzt werden.
Die F-Dur Tonleiter hat 1 b-Vorzeichen. In ihr wird aus B ("H") ein Bb ("B").
Sehen wir uns die Tonleiter kurz mal an, wenn wir den Grundton auf der D-Saite spielen...
Drücke den Weiter (Next) Button...
Was ist hier passiert? Das sieht ja nun anders aus!
In der vorhergehenden Lektion hatten wir die Standard-Stimmeng der Gitarre besprochen...
Alle Saiten sind im Abstand einer Quarte gestimmt, außer die "H"-Saite**.
Diese ist nur eine große Terz von der G-Saite entfernt.
...Zwischen G-Saite und B("H")-Saite liegt also ein Halbtonschritt weniger als zwischen all den anderen Saiten. Das bedeutet, daß der Teil der Tonleiter, der nun auf der B("H")-Saite liegt, um einen Bund hinauf rücken muss, damit die Tonschritte wieder die gleichen wie vorher sind.
Aber erstmal Weiter mit dem Next-Button zur nächsten b-Tonart Bb-Dur...
Hier die Bb-Dur Tonleiter.
Äußerlich wieder wie vorher. Wie man sieht, musste das E um einen Halbtonschritt zu Eb (gesprochen "Es") herabgesetzt werden, damit die Struktur wieder der einer Dur-Tonleiter entspricht.
Die Bb-Dur Tonleiter hat 2 b-Vorzeichen. Aus E wird ein Eb, und der Grundton selbst besitzt ein b.
Wie sieht das eine Oktave höher (Grundton auf der G-Saite) aus? Next-Button ;-)
Bb-Dur eine Oktave höher.
Alle Töne sind gerade zwei Saiten nach oben gewandert. Dabei haben die Töne der obersten beiden Saiten die "Lücke" zwischen G-Saite und "H"-Saite übersprungen.
Deshalb mussten sie zusätzlich noch einen Bund hinauf rutschen, damit schließlich alle Saiten die gleiche Distanz (hier eine Oktave) überwunden haben. Noch nicht ganz durchgeblickt? Macht nichts - in der nächsten Lektion schauen wir uns das nochmal genauer an...
Mit dem Next-Button zur Eb-Dur Tonleiter
Hier noch die Eb-Dur Tonleiter.
Damit die Folge von Ganz- und Halbtonschritten auch hier einer Dur-Tonleiter entspricht, wird A zu Ab und B ("H") zu Bb ("B").
Die Eb-Dur Tonleiter hat 3 b-Vorzeichen. Ab, Bb, und der Grundton Eb selbst besitzen ein b.
Danach kämen noch Ab-Dur mit 4, Db-Dur mit 5 und Gb-Dur mit 6 b's. Auch das musst Du Dir jetzt nicht gleich merken...
Enharmonische Verwechslung
Die Db-Dur Tonleiter hat gleich 5 b-Vorzeichen:
Db, Eb, Gb, Ab und Bb
(gesprochen "Des", "Es", "Ges", "As" und "B")
Aber ist Db nicht das Gleiche wie C#? Richtig!
Mit dem Weiter (Next) Button betrachten wir die Db-Dur Tonleiter einfach mal als C#-Dur...
Oh, das sind aber viele Kreuz-Vorzeichen!
Und ist nicht E# ("E-is") das Gleiche wie F? Und B# ("H-is") eigentlich ein C? So ist es! Wir sollten aber vermeiden, dass sich zwei Töne vom gleichen Basis-Ton ableiten.
In der Tonleiter C# D# F F# G# A# C C# basieren zwei Notennamen auf F und zwei auf C.
E und B fehlen dagegen als Namensgrundlage.
Daher wird F durch E# ersetzt und C durch B#.
Als Db-Dur sah die Tonleiter doch verständlicher aus. Sehen wir uns noch weitere Tonleitern an...
Die Ab-Dur Tonleiter hat sogar ein b weniger als Db-Dur.
Die "enharmonische Verwechslung" von Ab und G# (der "enharmonischen Entsprechung" von Ab) ist theoretisch korrekt, aber sehen wir uns die Konsequenzen an...
Mit dem Weiter (Next) Button machen wir aus Ab-Dur also eine G#-Dur Tonleiter...
# # # # # # # # # ???
Nicht nur, dass nun jeder Ton ein #-Vorzeichen besitzen würde. Nein, F## ("Fisis") hat gleich zwei!
Aber es geht noch schlimmer! ...mit dem Weiter (Next) Button...
D#-Dur...
...mit F## und C##.
...oder weiter...
A#-Dur...
...ohne Worte...
...Aber jetzt kommt's!...
F#-Dur hat 6 Kreuze...
Überraschenderweise also gleich viele #-Vorzeichen wie Gb-Dur b-Vorzeichen hat.
Also ist es eigentlich kein Problem, F# statt Gb als Bezeichnung für den Grundton (und damit die Tonleiter) zu wählen.
Mit dem Weiter (Next) Button noch ein kurzer Blick auf die Töne der "enharmonischen Entsprechung" Gb-Dur...
Hier noch Gb-Dur mit 6 b's...
...und damit genauso vielen Vorzeichen wie F#-Dur!
Allgemein kann man jedoch sagen, dass b-Vorzeichen bei der Benennung von Dur-Tonleitern den #-Vorzeichen gegenüber zu bevorzugen sind.
- Wenn zwei oder mehr Namen mit unterschiedlichen (z.B. C# und Db) oder unterschiedlich vielen Vorzeichen (z.B. F und E# oder F## und G) für den klanglich gleichen Ton stehen, nennt man den/die jeweils anderen Namen eine Enharmonische Entsprechung (bzw. "Enharmonisches Equivalent"). Das Auswechseln der Namen Enharmonische Verwechslung..
Der Begriff Enharmonik steht allgemein für die Möglichkeiten und Konsequenzen, einen Ton, eine Tonleiter, oder einen Akkord auf diese Art unterschiedlich benennen zu können. - Man sollte beim Bezeichnen ein Enharmonisches Equivalent bevorzugen,
- wenn dadurch für die Töne der Tonleiter bzw. des Akkords insgesamt weniger Vorzeichen geschrieben werden müssen, oder...
- um eine Akkordfolge möglichst unmissverständlich beschreiben zu können:
z.B. Cmaj7 C#°7 Dm7 ist besser als Cmaj7 Db°7 Dm7.
Erst der Grundton ohne Vorzeichen, danach der mit Vorzeichen!
Wie geht es weiter?
In Das Griffbrett Verstehen - Teil III und schließlich Teil IV werden wir exzessiv alles am Griffbrett rauf und runter verschieben, was nicht niet- und nagelfest ist: Tonleitern, Intervalle, Dreiklänge und ein paar Akkorde, die Du sicher schon kennst.
Mit Hilfe von Animationen in den Griffbrett-Diagrammen wirst Du besonders gut erkennen und verstehen, dass vieles was unterschiedlich aussieht, eigentlich genau das Gleiche ist - nur bedingt durch die kleine Unregelmäßigkeit in der Gitarrenstimmung leicht verschoben. Du wirst hier den Blick bekommen, Zusammenhänge schnell zu erkennen und auf andere Akkorde, Tonleitern, Intervalle oder Melodien anzuwenden.
Du wirst verstehen, dass das Denken in Strukturen und Intervallen der Schlüssel zum Griffbrett ist, den Du nutzen kannst um Dinge ganz schnell anzupassen, ändern, transponieren etc. zu können. Los geht's!