Sextakkorde

Aufbau und Charakter

Beim Sextakkord wird dem Dur bzw. Moll-Dreiklang eine große Sexte hinzugefügt. Sextakkorde enthalten keine(!) Septime.

Eine große Sexte liegt einen Ganztonschritt (2 Bünde) über der Quinte bzw. einen Halbtonschritt (1 Bund) unter der kleinen Septime.

Die Quinte kann, muss aber nicht mitgespielt werden.

Sextakkorde haben einen dunklen, melancholischen Charakter und erzeugen etwas weniger Spannung als Septakkorde, die eher zum nächsten Akkordwechsel "drängen".

Gitarrengriffe für Sextakkorde

C6 von C Dur Griff herleiten

Wenn wir vom "klassischen" C Dur Akkord ausgehen, können wir die Quinte G um einen Ganztonschritt (2 Bünde) erhöhen und erhalten die Sexte A. Auf die Quinte G können wir einfach verzichten.

Ziehe den Schieber unter dem Akkorddiagramm nach rechts, um auf diese Weise aus einem C Dur Akkord einen C6 zu machen.

Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgehen, dass wir beim C6 praktisch einen Am Akkord greifen, allerdings mit C anstatt A als Basston.

C6 entspricht einem Am (bzw. Am7) Akkord mit der kleinen Terz C im Bass.

Herleitung mit parallelem Am Akkord

Ok, dann leiten wir doch einfach weitere C6 Akkorde her, indem wir auf den hohen vier Saiten jeweils einen Am oder Am7 bilden und dann auf der tiefen E- oder A-Saite ein C im Bass hinzufügen. Hier gleich mehrere Beispiele:

G6 mit parallelem Em bzw. Em7 Akkord aufbauen

Wenn wir den C6 als Am/C bzw. Am7/C betrachten können, können wir G6 ja nun mit Em bzw. Em7 Akkorden herleiten!

Ein G6 entspricht einem Em (bzw. Em7) Akkord mit der kleinen Terz G im Bass.

Beim letzten Em7 bzw. G6 wird klar, dass wir gar nicht unbedingt umgreifen müssen, sondern ein und den selben Griff für zwei Akkorde verwenden können. Es kommt nur darauf an, welchen Ton wir als Grundton ansehen bzw. welcher Ton vom Bassist gespiel würde (ob einer da ist oder nicht, spielt in der Praxis dann gar keine so große Rolle - es funktioniert einfach!).

Mollsextakkord (m6)

Um einen m6 Akkord zu greifen, nehmen wir einen Sextakkord in Dur und machen aus der großen Terz eine kleine Terz.

Gezeigt wird dies hier an einem C6. Um den C6 nun in einen Cm6 zu verwandeln, machen wir aus der großen Terz E die kleine Terz Eb.

Ziehe den Schieber unter dem Akkorddiagramm nach rechts, um auf diese Weise aus einem C6 Akkord einen Cm6 zu machen.

Spezielle Erscheinungsformen von Sexten im Akkord

Mollakkord mit kleiner Sexte (mb6)

Kommt in der Praxis zwar vor, wird aber normalerweise als Slash-Chord notiert. Cmb6 finden wir in der Praxis als Ab/C.

6/9 Akkord

Ein 6/9 Akkord ist ein Sextakkorde mit zusätzlicher None. Er wird besonders gerne als Schlussakkord eines Songs eingesetzt. Einer einheitlichen Syntax folgend, nach der Akkorderweiterungen (Tensions) in Klammern geschrieben werden, wäre auch die Schreibweise 6(9) angebracht - z.B. C6(9). Die Schreibweise mit Querstrich hat sich allerdings fast gänzlich durchgesetzt und hat nichts mit den sogenannten Slash-Chords zu tun.

Sexte und Septime in einem Akkord: 6 vs. 13

Enthält ein Septakkord (bzw. Maj7-Akkord) zusätzlich eine Sexte, wird diese (weil Zusatzton) nicht mit einer 6, sondern einer 13 im Akkordsymbol notiert. Zählen wir von einem Grundton ausgehend 6 oder 13 Töne in der Tonleiter nach oben, erreichen wir den gleichnamigen Ton- die absolute Tonhöhe spielt dabei keine Rolle, es geht lediglich um eine funktionale Unterscheidung im Akkordsymbol → ein G13 z.B. ist ein G7 mit zusätzlicher Sexte - man kann ihn auch G7(13) schreiben.

Enthällt ein Akkord eine 6 und eine 7 (bzw. maj7),
schreibt man die Sexte nicht mit einer "6", sondern einer "13" ins Akkordsymbol.

Akkordfolgen mit Sextakkorden

Harmonische Bewegung beruhigen

Beispiel 1:

Original:

Imaj7 und IVmaj7 (hier in G-Dur) bieten oft alleine die Grundlage für so manchen Song. "Waiting In Vain" von Bob Marley ist ein sehr bekanntes Beispiel.

Zu einem maj7 Akkord können wir theoretisch immer eine 9 hinzufügen. Spielen wir nun G6 statt Gmaj7 und Cmaj7(9) statt einem reinen Cmaj7, bewegt sich nur noch der Basston. Wir können das bei Bedarf auch einfach zwischendurch mal als Variation so spielen.

Verändert:

Auch im nächsten Beispiel erzeugen wir durch Änderungen im Akkordaufbau gemeinsame Akkordtöne und sorgen zusätzlich mit dem Charakter des Sextakkordes für melancholische Ruhe, wie es z.B. in Lionel Richies "Hello" zu hören ist.

Beispiel 2:

Standardmäßige Akkordfolge in A Moll:

Veränderte Akkordfolge:

Harmonische Bewegung erzeugen

Sextakkorde werden gerne im Wechsel mit entsprechenden Septakkorden oder reinen Dur-/Moll-Akkord eingesetzt.
D.h. statt nur einen Akkord (z.B. 7, maj7, m7, Dur, Moll) über zwei oder mehrere Takte zu spielen, spielt man den Akkord abwechselnd mit einem passenden Sextakkord bei gleichbleibendem Basston.

Beispiel 3:

Wenig Bewegung:

Mehr Bewegung mit zusätzlichen Sextakkorden:

Bewegung im Bass reduzieren

Beispiel 4:

Zwei-Fünf-Eins Kadenz (IIm7 V7 Imaj7) mit angehängtem VIm7 Akkord (sehr häufig):

Veränderte Akkordfolge:

Die Griffe können dem vorhergehenden Beispiel entnommen werden.

Der Dm6 Akkord entspricht einem G7(9) ohne Grundton, C6 ist von den den Tönen her mit Am7 komplett identisch.

Beispiel 5:

Akkordfolge mit bVII7 Akkord (hier: G7 Akkord in A Dur).

Der Dm6 Akkord ersetzt wieder den G7. Es spielt keine Rolle, dass er die Töne eines G7(9) und nicht eines G7(13) enthält. Die Akkorderweiterungen 9 und 13 können beliebig ausgetauscht werden. Wo ein G7(13) steht, darf also auch ein G7(9) gespielt werden und umgekehrt (das gilt zu nahezu 100%).

Line cliché

Durch Ändern des Akkordtypes entsteht eine chromatisch (halbtonschrittweise) ansteigende oder absteigende Melodie.

Beispiel 6: