Dur-Akkorde III - Modern
Dur Akkord nach modernem Pop/Rock/Folk-Sound klingen lassen
Um einem einfachen Song aus Durakkorden einen modernen Pop-, Rock- oder Folksound zu verleihen, können wir die Akkorde auf verschiedene Arten abändern. Diese erweiterten oder modifizierten Akkorde sie oft sogar einfacher zu greifen als die Standard-Durakkorde oder Barrégriffe!
Welche Variante(n) eines Akkords wir wählen, hängt besonders von 2 Faktoren ab:
- Harmonischer Kontext: welche Akkorde werden vor und nach dem Akkord gespielt? In welcher Tonart befinden wir uns?
- Fingersatz: welche Variante begünstigt einen flüssigen Akkordwechsel?
Die erweiterten oder modifizierten Akkorde haben zwar mehr oder weniger kryptische Akkordnamen (wie z.B. Gadd9, Gsus2, etc.), doch eigentlich brauchen uns die genauen Akkordbezeichnungen ja gar nicht unbedingt zu interessieren. Wenn man aus der Spielerfahrung weiß, was man statt einem normalen G-Dur Akkord spielen kann, kann man es ja einfach tun. Ohren auf und man weiß bald, was in einem bestimmten Zusammenhang oder Musikstil gut klingt.
Die Theorie muss man hier nicht gleich in- und auswendig lernen. Aber es schadet nicht, schon jetzt einmal etwas von den Intervallen im Akkord oder den Kürzeln sus2 oder add9 im Akkordsymbol gehört zu haben. Später wird das natürlich noch zur Genüge vertieft!
Die häufigsten Akkordvarianten
Zur Demonstration die Dur-Akkorde eines Songs in der Tonart G-Dur. Auf der I., IV. und V. Stufe dieser Tonleiter stehen die Dur Akkorde G, C und D. Es gibt viele bekannte Songs, die ausschließlich (oder zum größten Teil) aus diesen drei Akkorden bestehen.
no 3 - die Terz weglassen
Einen Ton weglassen geht eigentlich fast immer. Hier wird die große Terz weggelassen. Die gezeigte Abwandlung des G-Dur Akkords besteht also nur noch aus dem Grundton G und der Quinte D.
Das Abdämpfen der A-Saite lässt den Akkord zusätzlich differenzierter klingen.
Mit dem ⓘ Button kannst Du zwischen Notennamen, Fingersatz und Intervallen umschalten.
sus2 - eine große Sekunde statt der Terz
Bei Dur-Akkorden kann fast(!) immer ein Ganzton über dem Grundton bzw. dessen Oktave hinzugefügt werden. Bei einem C-Dur Akkord wäre das also der Ton D. Ebenso wie beim vorhegehenden Akkord fehlt auch hier die Terz.
Wir haben also kein E, dafür ein D. Diese Abwandlung des C-Dur Akkords bezeichnen wir als Csus2-Akkord. Sus bedeutet dabei, die Terz wird ersetzt.
Wieder wird Klarheit im Klang geschaffen, indem die Saite über dem tiefsten Ton weggelassen (abgedämpft) wird.
Das Umgreifen zwischen unserem G(no3) und Csus2 gestaltet sich denkbar einfach: man muss ledigich mit dem 2ten Finger zwischen E-Saite und A-Saite wechseln und auf das Abdämpfen vor allem der nächst höheren Saite achten.
Hier eine weitere schöne Variante des C-Dur Akkords:
add9 - eine große Sekunde zusätzlich
Im Gegensatz zur vorherigen Variente ist bei dieser hier die Terz wieder mit von der Partie.
Die große Sekunde D ist damit also kein Ersatz für die Terz, sondern eine Akkorderweiterung. In diesem Fall wird sie nicht als große Sekunde (2), sondern als None (9) notiert! Das bedeutet NICHT, dass der Ton eine Oktave höher gespielt werden muss. Nein, es ist lediglich als Namenskonention festgelegt, dass Akkorderweiterungen eine Oktave (+ 7 Töne) höher notiert werden als Akkordmodifikationen und eine None (9) liegt bei linearer Betrachtung eine Oktave über der Sekunde (2).
Und was bedeuted das "add"?
Das Kürzel add bedeuted, dass der Akkord keine Septime enthält. Also:
- Cadd9 = C-Dur Akkord + 9 (D) => Töne C E G D
- C9 = C7(9) Akkord = C7 Akkord + 9 (D) => Töne C E G Bb D
Letzterer gehört zu den Dominantseptakkorden und interessiert uns hier nicht.
sus4 - Quarte als temporärer Ersatz für die Terz
Beim Sus4-Akkord wird die große Terz des Dur-Akkords durch eine reine Quarte ersetzt. Hier ein D-Dur Akkord mit den Varianten sus4 und sus2.
Mit den vorhergehenden Varianten konnten wir den jeweils reinen Durakkord leichtfertig über seine gesamte Dauer ersetzen. Sus4 -Akkorde haben allerdings (auch anders als sus2) eine starke Auflösungstendenz zum reinen Durakkord. Dur und sus4 gleichzeitig können außerdem etwas dissonant klingen (Achtung bei mehreren Harmonieinstrumenten). Wenn nicht ein Sus4 Akkord für einen ganzen Takt (oder mehrere) auf dem Notenblatt steht, sollte man also lediglich zwischen sus4 und dem reinen Durakkord hin und herwechseln.
Auch die nun schon bekannte Akkordmodifikation sus2 kann man verwenden. Durch Wechsel zwischen sus4, Dur und sus2 ergibt sich praktisch eine zusätzliche Melodie aus Quarte, Terz und Sekunde/None des Akkords.
Melodie statt Akkorderweiterung bzw. Modifikation
Viel weniger Gedanken brauchen wir uns machen, wenn wir
- einen Ton nur kurzzeitig zum Akkord hinzufügen bzw. kurzzeitig einen Ton des Akkords verändern
- und dieser kurzzeitig gespielte Ton Teil der aktuellen Tonart ist.
Wir wissen bereits: bei den Akkorden G, C und D befinden wir uns in der Tonart G-Dur. Wir können also alle drei Akkorde so variieren, dass dadurch eine zusätzliche Melodie mit Tönen aus der G-Dur Tonleiter entsteht.
Variieren wir die Töne G A und B (dt. sprich "H") auf der G-Saite, werden wir meistens die hohe E-Saite weglassen. So haben wir den 4.Finger zur Verfügung und das Umgreifen fällt leichter. Außerdem verleihen wir unserer "2.Stimme" mehr Gewicht.